Berlin. In Berliner „Tatort“-Folgen gab er den unverzichtbaren Assistenten. Nun starb Ernst-Georg Schwill im Alter von 81 Jahren.

Dem Fernsehpublikum ist er vor allem in Erinnerung aus den Berliner „Tatort“-Folgen von Dominic Raacke und Boris Aljinovic. Da gab Ernst-Georg Schwill den unverzichtbaren Assistenten und sorgte mit Berliner Schnauze, aber auch Berliner Gemütlichkeit für Lokalkolorit. Jahrzehnte zuvor aber hatte er schon in gefeierten Defa-Filmen wie „Berlin – Ecke Schönhauser“ oder „Berlin um die Ecke“ mitgewirkt.

Schwill war ein Berliner Urgestein. Nun ist er am Donnerstag im Alter von 81 Jahren in einem Krankenhaus in Friedrichshain gestorben. Das teilte die Eulenspiegel-Verlagsgruppe mit. Und fügte hinzu, man werde den kleinen, immer berlinernden Schauspieler in guter Erinnerung behalten.

Das mit der Erinnerung freilich ist so eine Sache. Schwill, der schon als 14-Jähriger für einen Defa-Krimi entdeckt worden ist und dann Schauspieler statt Autoschlosser wurde, bleibt unvergessen als Titelfigur in Heiner Carows 1958 gedrehtem antifaschistischen Film „Sie nannten ihn Amigo“ oder in Frank Beyers „Fünf Patronenhülsen“ 1960. Ab den späten 60er-Jahren musste er sich aber vor allem mit Nebenrollen in Fernsehproduktionen begnügen. Auch die müssten mit vollem Ernst gespielt werden, bekannte Schwill 2008 in seiner Autobiografie „Is doch keene Frage nich“: „Sie geben den Filmen die Würze“.

Ernst-Georg Schwill: Er war auch IM „Jakob“

In dem Buch schrieb er auch von seinem schwierigen Neustart nach dem Ende der DDR. Wobei er mit Gastrollen in „Polizeiruf 110“ oder „Für alle Fälle Stefanie“ weiter präsent war und schließlich von 1999 bis 2013 die feste Rolle im Berliner „Tatort“ bekam. Eine große Ehre für eine Ur-Berliner Type.

2006 allerdings hatte die Stasi-Unterlagenbehörde bekannt gegeben, dass der beliebte Schauspieler von 1964 bis 1973 als IM „Jakob“ für die Staatssicherheit der DDR Spitzeldienste verrichtet hatte. Der berief sich seinerzeit auf ein schlechtes Gedächtnis. Das läge 40 Jahre zurück, die Zusammenhänge kriege er einfach nicht auf die Reihe.

Neue Recherchen sechs Jahre später ergaben indes, dass er 1983 erneut angeworben wurde und bis zum Ende der DDR für die Stasi „gezielt und fortlaufend“ tätig war. Ein Makel, den Schwill nicht mehr los wurde. Ganz anders als im Titel seiner Memoiren blieben da doch noch Fragen.